Liebe Freundinnen und Freunde des Umweltinstituts,
heute
mussten der Autor und Filmemacher Alexander Schiebel und ich vor dem
Landesgericht in Bozen erscheinen. Der Vorwurf gegen uns beide lautete
„üble Nachrede“ gegenüber der Südtiroler Bauernschaft. Unser
„Verbrechen“ war es, den hohen Pestizideinsatz im Südtiroler Apfelanbau
zu kritisieren – Alexander mit seinem Film und Buch „Das Wunder von
Mals“ und ich mit unserer Kampagne „Pestizidtirol“ von 2017, mit der wir
die Tourismuswerbung der beliebten Urlaubsregion aufs Korn genommen
haben. Angezeigt hatten uns deswegen der Südtiroler Landesrat für
Landwirtschaft Arnold Schuler und 1376 Landwirt:innen. Der
heutige Verhandlungstag brachte einige Überraschungen für uns mit sich:
Zunächst musste ich im großen Saal A vor dem Richter erscheinen. Mit
Spannung erwartete ich, ob Arnold Schuler und die Landwirt:innen heute
ihre Anzeigen gegen mich zurückziehen würden. Das hatten sie mehrfach
angekündigt, nachdem sich zum Prozessauftakt im vergangenen September
hunderttausende Menschen aus ganz Europa mit Alexander und mir
solidarisiert hatten. Doch ich sollte enttäuscht werden: Zwei Landwirte
weigern sich partout, ihre Anzeigen zurückzuziehen. Arnold Schuler und
die zwei Obleute der Obstgenossenschaften beschließen zwar, auf ihre
Nebenklägerschaft zu verzichten, doch keine einzige Anzeige wird heute zurückgenommen. Das Verfahren gegen mich wird also weitergehen. Wenig
später beginnt in Saal B des Gerichts vor einem anderen Richter das
Verfahren gegen Alexander Schiebel; und ist nach wenigen Minuten schon
wieder vorbei: Der Richter sieht den Tatbestand der üblen Nachrede nicht für gegeben an und spricht Alexander frei! Wir sind überwältigt: Das
Urteil im Schnellverfahren ist eine echte Sensation und ist nicht nur
für Alexander, sondern auch für mich eine große Erleichterung. Denn der Freispruch in Alexanders Fall ist auch ein Signal für den Fortgang meines Verfahrens. Kritik am hohen Pestizideinsatz im Südtiroler Obstbau ist kein Verbrechen, auch nicht in Südtirol!
Das Urteil ist gleichzeitig ein Denkzettel für Landesrat Arnold
Schuler, der diese absurden Prozesse erst in die Wege geleitet hatte.
Nun muss endlich auch das Verfahren gegen mich beendet werden.
Doch zunächst einmal muss ich im Oktober beim nächsten Verhandlungstag ein weiteres Mal vor Gericht erscheinen. Wir
werden nun im weiteren Verlauf des Verfahrens mit Zahlen und Zeug:innen
beweisen, dass das Pestizidproblem in Südtirol real ist.
Belegen werden wir das mit Hilfe von Expert:innen aus ganz Europa sowie
mit uns exklusiv vorliegende Daten über den wahren Pestizideinsatz in
Südtirol. Vor mir dürfte noch ein langer Gerichtsprozess
liegen. Doch nach dem heutigen Tag sind ich und meine Kolleg:innen beim
Umweltinstitut zuversichtlicher denn je, dass auch mein Verfahren ein
gutes Ende nehmen wird. Denn die Wahrheit über Pestizide zu sagen, ist kein Verbrechen! |